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Cupra Tavascan, besser als ID.5?

Schon 2019 stellte die damals noch junge VW-Tochter Cupra den Tavascan als Show-Car auf der IAA vor. Aufgrund der positiven Resonanz von Publikum und Presse rollt der Tavascan 5 Jahre später fast unverändert vom Band. Basierend auf der vielfach im VW Konzern deklinierten MEB-Plattform (modularer E-Antrieb Baukasten) tritt er als SUV Coupé in Konkurrenz zum VW-eigenen ID.5.

Veröffentlicht am 11/06/2024

Ein echter Hingucker

Schon 2019 stellte die damals noch junge VW-Tochter Cupra den Tavascan als Show-Car auf der IAA vor. Aufgrund der positiven Resonanz von Publikum und Presse rollt der Tavascan 5 Jahre später fast unverändert vom Band. Basierend auf der vielfach im VW Konzern deklinierten MEB-Plattform (modularer E-Antrieb Baukasten) tritt er als SUV Coupé in Konkurrenz zum VW-eigenen ID.5.

Anders als dessen eher unauffälliges Design hat die Cupra-Designschmiede in Barcelona einen schnittigen Hingucker kreiert. Dominierende Dreiecksformen, etwa im Tagfahrlicht, und die allgegenwärtigen Kupfer-Akzente betonen den antikonformistischen Charakter von Cupra: Man gehört zum Klan der jungen Kreativen!

Unkonventionell auch im Innenraum

Innen geht die Cupra Formensprache weiter: Kupferfarbene Leisten und die markanten Oberflächen im Dreiecksmuster fallen ins Auge. Die „Spine“ genannte Brücke die vom Armaturenbrett unterhalb des riesigen Bildschirms (15“) in die Mittelkonsole verläuft stammt direkt aus dem Concept-Car. Darunter gibt’s eine Ladefläche fürs Telefon. Praktisch oder nicht, das muss sich im Alltag zeigen. Die Materialqualität variiert: Während das obere Cockpit hochwertig wirkt, enttäuschen die unteren Kunststoffverkleidungen. Die serienmäßigen Schalensitze muten dann doch qualitativer an und sind auch entsprechend bequem. Der Seitenhalt ist adäquat für eine gemäßigt sportliche Fahrweise.

Hält die Packung auf der Straße was sie verspricht?

Bei der Pressevorstellung konnten wir die Topvariante Vz mit zwei E-Motoren und insgesamt immerhin 340PS/250kW probieren. 30% der Leistung können bei Bedarf auf die Vorderachse gegeben werden, das Meiste geht ins Heck, was ein agiles Fahrverhalten verspricht. In 5,5s sprintet der Tavascan von Null auf Hundert, sicher kein Rekord, aber flink ist er. Zwei extra Knöpfe am Lenkrad ermöglichen den Wechsel zwischen verschiedenen Fahrmodi, inklusive des exklusiven „Cupra-Modus“. Das Ansprechverhalten wird dann aggressiver, die Lenkung etwas weniger leicht und die Federung etwas straffer. Dabei wird das Pedalfeeling gefühlt etwas zu direkt so dass man öfters mal etwas ruckartig unterwegs ist. Überhaupt ist das Fahrpedalkonzept obskur: Es gibt einen D und B Modus mit stärkerem regenerativem Bremsen, dazu Lenkradpaddles mit denen man (nur im D-Modus) die Bremswirkung in 3 Schritten anpassen kann. Leider kommt mit keiner dieser Einstellungen ein richtiges „one-Pedal“ Feeling auf, was vor Allem im Stadtverkehr praktisch wäre. Weiterer Kritikpunkt: Das inkonsistente Bremspedalverhalten, das leider alle MEBs zu plagen scheint und wohl mit Bremsverteilung zwischen E-Motor und Bremsen zu tun hat.

Ganze Arbeit hat das Cupra-Team dagegen beim Fahrwerk geleistet: Straff ohne die Härte die man von einigen anderen schweren E-Autos kennt, bügelt es die meisten Unebenheiten souverän weg. Um die Kurven geht die doch relativ hohe Karosse mit minimalem Wanken und präzisem Einlenken.  Sehr gut hat uns die Geräuschdämmung gefallen: Aero- und Fahrwerkslärm sind fast nicht vorhanden und durchaus auf Premium Niveau.

In der Praxis

Das kleine Display vor dem Fahrer zusammen mit dem optionalen Headup bieten übersichtlich die wichtigsten Informationen. Der Rest geht über den sehr großen und reaktionsschnellen Mittelbildschirm. Die Bedienung des mit haptischen Knöpfen überladenen Lenkrads ist wie bei anderen Modellen aus dem Hause VW im besten Fall gewöhnungsbedürftig: manchmal aktiviert man unbeabsichtigt eine Funktion beim Drehen des Lenkrads.

Das Platzangebot ist durchaus großzügig im Tavascan: Die Rücksitze bieten notfalls auch 3 Erwachsenen Platz, die Kopffreiheit geht für ein SUV Coupé absolut in Ordnung. Der Kofferraum ist mit 540L familientauglich, dazu kommt darunter ein Fach, in dem man das Ladekabel verstauen kann.

Reichweite und Laden

Als Urlaubsauto für die Familie stellt sich bei einem E-Auto natürlich die Frage nach Reichweite und Ladezeit. Der 77kWh Batterie dürfte auf der Autobahn wohl nach knappen 400 km der Saft ausgehen, danach kann mit bis zu 135 kW schnellgeladen werden. Aktuell sicherlich kein Rekordwert, aber hat man manuell oder über Navi die Batterie vorbereitet („preconditioned“) so verspricht Cupra eine Ladezeit von 10-80% in 28 Minuten.

Varianten und Ausstattung

Den Tavascan gibt es neben der getesteten Vz Version mit Allrad auch mit reinem 210kW/286PS Heckantrieb und der dann etwas größeren WLTP Reichweite von 568 km.

Gewollt übersichtlich hat man die Optionen in vier Austattungspakete zusammengefasst und es gibt auch nur vier prägnante Farben, 2025 kommt dann noch ein schickes mattes Bronze dazu.

Der Tavascan ist eine aufregende Alternative zum ID.5 in der MEB Familie. Ob er tatsächlich besser ist muss der Kunde entscheiden. Eine Probefahrt lohnt sich auf jeden Fall!

 +:

  • Sportliches Fahrverhalten
  • Sehr gute Geräuschdämmung
  • Erfrischendes Design

-:

  • Inkonsistentes Bremsverhalten
  • Haptische Lenkradknöpfe
  • Qualitätsanmutung einiger Plastikteile

Technische Daten Topversion Tavascan Vz:

 Leistung/Drehmoment : 250kW(340PS)/545Nm
0-100km/h : 5,5s
Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
Verbrauch WLTP : 16.5-16.8kWh/100km
Reichweite WLTP : 522-512km
Max. Ladeleistung: 135kW
Basispreis: 46.000 euros (France)

Von Claude Poull