ID.3-Batterie im Gesundheitscheck
ID.3-Batterie im Gesundheitscheck
Wie leistungsstark ist eine E-Auto-Batterie nach 100.000 gefahrenen Kilometern?
Wer ein gebrauchtes E-Auto kaufen möchte, wird sich unweigerlich die Frage stellen: Wie leistungsstark ist die Batterie noch nach einigen Jahren? Schließlich ist sie eines der wichtigsten Bauteile – und zudem teuer, wenn sie ersetzt werden muss. Auch wer sich ein Neufahrzeug anschaffen will, dürfte wissen wollen, wann der Akku bei der Reichweite merklich anfängt zu schwächeln.
Eine Hilfestellung bieten die Dauertests des deutschen Automobilclubs ADAC. Die Tester haben sich nun erneut einen ID.3 Pro S aus dem Baujahr 2021 vorgenommen, den die Ingenieure des Technik Zentrums Landsberg regelmäßig und viel nutzen. Erneut, denn bereits zum Zeitpunkt des Neukaufs und bei 35.000 und 85.000 Kilometern kam das Fahrzeug auf den Prüfstand. Nun wurde die Leistung des Modells mit der großen, 77-kWh-Batterievariante bei der 100.000-Kilometer-Marke gemessen.
Hohe Kapazität
Das Ergebnis: Die Batterie des Kompaktwagens aus dem Hause Volkswagen verfügt nach dieser Laufleistung über einen Gesundheitszustand – bezeichnet als „state of health“ oder auch als SoH – von rund 93 Prozent. Dieser Wert gibt an, wie viel Prozent der ursprünglichen Batteriekapazität zum Testzeitpunkt noch verfügbar ist. Ein dem Batteriealter angemessenes Ergebnis, wie der ADAC urteilt. Und deutlich oberhalb der 74 Prozent, die VW im Rahmen seiner Neuwagengarantie bei diesem Kilometerstand als Mindestwert verspricht.
Um den Wert zu ermitteln, können Autobesitzer ihn in einer VW-Vertragswerkstatt auslesen lassen. Doch wollte der ADAC sich nicht ausschließlich auf die Herstellerangabe verlassen und führte daher zusätzlich einen unabhängigen Test über den Anbieter Aviloo durch. Auch hier ergab die Messung einen SoH von 93 Prozent. Den nutzbaren Energiegehalt von 100 bis null Prozent Akkuladestand gab Aviloo bei 100.000 Kilometern mit 68 kWh an, also weit entfernt von den 77 kWh, die VW im Neuzustand verspricht. Die Differenz relativiert sich allerdings, wenn man beachtet, dass Volkswagen eine Notlaufreserve einplant, sodass Fahrer selbst bei einer angezeigten Reichweite von 0 noch die letzten Kilometer bis zur nächsten Ladesäule erreichen können. Die Differenz resultiert darüber hinaus aus der natürlichen Batteriealterung sowie Lade- und Entladeverlusten, die sich im alltäglichen Fahren aufsummieren und dann zu Abweichungen führen zwischen der Herstellerangabe und dem im Fahrbetrieb gemessenen Energiegehalt. Durch die regelmäßigen Auswertungen im Dauertest zeigte sich auch, dass die Batterie vor allem zu Beginn stärker an Kapazität verlor und diese im weiteren Verlauf nur schwach abnahm.
Häufiges Schnellladen
Die gute Leistung erzielt der Wagen, obwohl er nicht geschont wird. Aufgrund seiner Reichweite von gut 400 Kilometern bei milden Temperaturen kommt er beim ADAC regelmäßig auf Langstrecken zum Einsatz. Außerdem wird er häufig voll aufgeladen. Die allgemeine Empfehlung lautet, bei 80 Prozent Ladestand zu stoppen, damit die Lithium-Ionen-Batterie nicht so schnell altert. Auch am Schnelllader hängt das E-Auto regelmäßig.
Positiv auf den Akku und seine Leistung wirkte sich ein Software-Update von Volkswagen aus. „Durch die Aktualisierung wurde die Batteriealterung zu einem gewissen Teil kompensiert“, sagt Matthias Vogt, Fachreferent für Elektromobilität beim ADAC. Konkret optimierte VW die Vorkonditionierung der Batterie. „Das kam der Reichweite zugute“, ergänzt der Experte. Auch die maximale Ladeleistung stieg zwischen zehn und 30 Prozent an und erreicht nun Werte von über 160 kW. Mit dem Ergebnis, dass Fahrer beim Schnellladen von zehn auf 80 Prozent zwei Minuten an Zeit sparen. So sind es nun 32 statt 34 Minuten.
Batterien generell haltbar
Die Testergebnisse von diesem einen Fahrzeug können laut ADAC nur bedingt auf andere ID-Modelle übertragen werden, denn nicht immer sind die verbauten Batteriezellen die gleichen wie beim getesteten ID.3. Auch kann der Gesundheitszustand wegen der klimatischen Bedingungen, unter denen der Wagen genutzt wird, und aufgrund individueller Fahrweisen von E-Auto zu E-Auto unterschiedlich ausfallen. Dennoch zweifelt Matthias Vogt nicht an der Aussagekraft der Dauertests, die beim deutschen Automobilclub 2012 mit dem BMW i3 begannen: „Insgesamt zeigen sich die Hochvoltbatterien unserer Erfahrung nach als recht haltbar, wobei Ausnahmen die Regel bestätigen.“ So könne es natürlich auch einmal passieren, dass eine Batterie im Einzelfall nach kurzer Zeit ausfällt. „Über die nächsten Jahre werden wir sehen, welcher Hersteller oder Batterietyp besonders zuverlässig und robust ist“, sagt er.
Als nächstes wollen die Tester den ID.3 bei einem Kilometerstand von 160.000 überprüfen. Ab diesem Zeitpunkt (oder nach acht Jahren) erlischt die Herstellergarantie auf die Batterie und das Risiko eines Defekts geht auf den Fahrzeuginhaber über.
Batteriecheck mit dem ACL und Aviloo
Fahrzeugbesitzer können den Aviloo-Test, den der ADAC an seinem ID.3 durchgeführt hat, beim ACL buchen und auf Termin im Diagnostic Center durchführen lassen. Mithilfe dieses Testverfahrens lässt sich der Gesundheitszustand der Antriebsbatterie eines Elektro- oder Plug-in-Hybrids ermitteln. Das Ergebnis wird in einem Zertifikat festgehalten. Wer sein E-Auto verkaufen möchte, kann damit Interessenten nachweisen, in welchem Zustand sich die Batterie befindet. Der Test kostet 99 Euro für ACL-Mitglieder und 149 Euro für Nicht-Mitglieder. Er ist buchbar über www.acl.lu unter der Rubrik Mobilität / Fahrzeugdiagnose.
Alle unsere Tests
Par Kerstin Smirr
Dieser Artikel wurde für das Autotouring-Magazin vom 25. März 2024 verfasst. Der Inhalt des Magazins wird in erster Linie für die ACL-Mitglieder veröffentlicht. Anschließend wird er auf der Website bereitgestellt, um zu einer umfassenderen Informationsverbreitung beizutragen. Um das Autotouring-Magazin in deutscher oder französischer Sprache zu erhalten, loggen Sie sich bitte bei myACL ein.